Gardetanz: Hochanspruchsvoller Sport mit Spaß und Ästhetik

0

Zu den karnevalistischen Tänzen gehören viele verschiedene Tanzarten. Unter den Tanzarten befindet sich auch der Gardetanz, der in diversen Tanzvereinen ausgeübt werden kann. Für die Tänzer bedeutet dieser Art Tanz die Erfüllung hoher Erwartungen.

Der Gardetanz: Akrobatische Höchstleistungen sind gefragt

Die beim Karneval gezeigten Tänze sind oft atemberaubend zu sehen. Laien sehen die hohen Anforderungen bei den gezeigten Tänzen nicht. Zu recht bekommt das Tanzmariechen viel Aufmerksamkeit, denn das Training dafür war hart. Dabei ist der Gardetanz sogar ein Wettkampftanz, der in speziellen Tanzvereinen ausgeübt wird. Der Tänzer benötigt nicht nur einen flexiblen Körper, sondern auch viel Ausdauer und allgemein eine gute Fitness. Geht es um den Gruppentanz, sind auch akrobatische Fähigkeiten sowie die Einheitlichkeit bei der Ausführung der Bewegungen wichtig.

Hohe Anforderungen durch den Leistungssport Tanzen

Wenn Tänzer mehrmals wöchentlich trainieren, sind sie ebenso stark gefordert wie Leistungssportler. Herausfordernd sind die unterschiedlichen Schrittkombinationen und Formationen der Tänzer. Die Tänzer müssen alle Schrittfolgen mit dem rechten Fuß beginnen, hinzu kommen akrobatische Übungen wie Spagat und Räder.

Bekannt sind rein weibliche und rein männliche Garden, bei den Tanzgruppen gibt es überdies gemischte Geschlechter. Die Zuschauer lernen ein Thema kennen, welches von den Tänzern durch die Musik und durch den Tanz dargestellt wird. Neue Tanzschritte und Tanzstile ergänzen die konventionellen Marschtanzbewegungen und lassen etwas völlig Neues entstehen. Vor allem der Modern Dance sowie der Jazzdance werden mit verschiedenen Elementen und Bewegungen aufgegriffen. Um neue Tänze zu kreieren, werden verschiedene Tanzstile miteinander verbunden. Damit gelangen stets neue Elemente in den Tanz. Die Choreografien können davon nur profitieren und werden deutlich umfassender und abwechslungsreicher.

Der Solotanz des Tanzmariechens besteht damit aus traditionellen und modernen Elementen, die neu kombiniert werden. Um einmal Tanzmariechen zu werden, braucht die Anwärterin oder der Anwärter darauf eine gute Ausbildung und viel Training, auch in den Bereichen Ballett und Turnen. Wer Flickflack, Spagat und Bogengänge kann, ist auf der sicheren Seite und kann sich im Training auf die Flexibilität, auf Ausdauer und Kraft besinnen. Dazu kommen Sprung- und Tanzschritte sowie Figuren aus dem klassischen Ballett. Wer erfolgreich sein möchte, muss neben der körperlichen Fitness auch Disziplin mitbringen.

Diese Kriterien gelten für die Bewertung beim Gardetanz

Kann etwas strenger sein als der Gardetanz? Die Choreografie des Gardetanzes ist der wichtigste Aspekt. Wer improvisieren möchte, ist bei den Gardetänzern falsch. Die Strenge der Bewertungen im Karnevalstanz zeigt sich an den Richtlinien der Verbände. Wir haben einige der wichtigsten Regelungen aufgelistet.

  1. Ausnutzen der gesamten Bühne durch Austanzen
  2. Keine tanzbegleitende Musik, stattdessen soll Musik melodisch und rhythmisch zum Tanz gehören
  3. Musik und Tanz stimmen in Tempo und Harmonie überein
  4. Keine Wiederholungen beim Auftritt
  5. Elemente gehen fließend ineinander über
  6. Tänzer müssen sich die ganze Zeit über bewegen
  7. Ausdrucksstärke und Themenbezug sind wichtig
  8. Tanz ist an das gewählte Thema angepasst
  9. Positiv strahlende Tänzer bevorzugt
  10. Kein Dauergrinsen im Gesicht
  11. Tanz mit ganzem Körper, Armen und Beinen als Unterstützung
  12. Die Tänzer dürfen durch die Choreografie nicht über- oder unterfordert werden. Der Leistungsstand der Tänzer ist zu berücksichtigen
  13. Harmonie muss allen Tänzen innewohnen
  14. Die Verbote einzelne Verbände sind immer zu beachten
  15. Beim Paartanzen ist Synchronität wichtig
  16. Welche Elemente in den Tanz aufgenommen werden, darf frei entschieden werden

Zum Zeigen der Tanzbewegungen wird eine festgelegte Zeit genannt, während der die Tänzer agieren müssen. Die Richter beim Wettbewerb ziehen Punkte ab, wenn die vorgegebene Zeit überschritten wird. Des Weiteren müssen bei der Choreografie alle Richtlinien der Verbände beachtet werden. Die Verbände bewerten mit ihren eigenen Richtlinien die Darstellungen der Tänzer.

Die Geschichte des Gardetanzes

Wie alt der Gardetanz wirklich ist, wissen die meisten Menschen gar nicht. Viele Neuerungen kamen im Laufe der Jahre dazu. Längst sind es keine reinen Männertruppen mehr, die das Militär und die Exerzierübungen auf die Schippe nehmen. Die Männer standen noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Garden auf der Bühne. Die weiblichen Garden kamen in der Mitte des 20. Jahrhunderts dazu und präsentierten ihre Tanzkünste anfangs noch mit langen Röcken bekleidet. Der Karnevalstanz hat sich inzwischen deutlich verändert und wurde abgewandelt, gleichzeitig wurde auch die Kleidung der Tänzer freizügiger, bequemer und belastbarer. Diese ist strapazierfähiger und reißfester geworden, an die Füße gehören elastische Tanzschuhe. Das Tanzoutfit von heute ist bequem und hochwertig, es geht dabei aber weniger um Eleganz oder aufwendige Kostüme.

Neue Zeiten im karnevalistischen Tanzsport

Der karnevalistische Tanzsport hängt erstaunlicherweise mit der NS-Zeit zusammen. Zu Anfangszeiten des karnevalistischen Tanzes war das Tanzmariechen ein Mann. Ab den 1920er Jahren tanzte der Mann, der als Funken bezeichnet wurde, auch. Die Nazis fürchteten homosexuelle Anspielungen und so mussten die Männer die Bühne zugunsten der Tänzerinnen räumen. Der karnevalistische Tanz hatte sich zu einer weiblichen Domäne entwickelt. Der moderne Showtanz ließ erst in den 1980er und 90er Jahren wieder Männer auf die Bühne. Die Anforderungen des Tanzes veränderten sich schon bald zum fordernden Sport. Heute ist die Ausübung des Hobbys mit einem harten Training verbunden, das teilweise bis zu dreimal in der Woche stattfindet. Der Karnevalstanz gilt heute als Leistungssport vor dem Deutschen Sportbund. Die Verbände richten Wettbewerbe für verschiedene Altersklassen aus, die im ganzen Land ausgetragen werden.

Deutsche Verbände wachen über die Einhaltung der Gardetanzarten

Gardetanz kann immer wieder anders sein. Für die verschiedenen Tanzarten gibt es unterschiedliche Wettbewerbe. Diese Wettbewerbe wiederum werden von den Verbänden in Deutschland organisiert und beaufsichtigt. So wird sichergestellt, dass die strengen Kriterien für den Sport eingehalten werden und faire Bewertungen möglich sind. Durch die regelmäßigen Kontrollen soll auch die Sicherheit im Tanzsport gewährleistet werden. Die Verbände haben Wurffiguren verboten, auch Hebefiguren sind nicht immer zulässig. Die Regelungen sind beispielsweise je nach Altersklasse verschieden.

Die verschiedenen Arten des Gardetanzes

Folgende Tanzarten sind im Gardetanz bekannt und können in Vereinen ausgeübt werden:

  • Garde-Solotanz

    Der Polkarhythmus liegt zugrunde, getanzt wird auf Instrumentalmusik.

    Die Choreografie kann frei festgelegt werden und folgt keiner festen Vorgabe.

    Der Tänzer muss in der Lage sein, die Bühne für sich einzunehmen und das Publikum in seinen Bann zu ziehen.

    Der Tanz wird meist als ästhetisch, herausfordernd und stark in der Ausstrahlung beschrieben.

  • Garde-Paartanz

    Der Paartanz basiert auf dem Rhythmus der Polka, der Tanz kann frei gestaltet werden.

    Der Tanz ist frei zu gestalten, der Choreograph muss sich nur an die geltenden Verbote halten – z. B. das Verbot von Hebefiguren für Kinder unter 14 Jahren.

    Überwiegend soll der Tanz im Paarbezug gehalten sein. Das heißt, dass beide Partner miteinander tanzen und nicht nur nebeneinander.

    Der Choreograf ist frei in der Gestaltung der Tanzfiguren.

    Wurffiguren sind nicht zulässig.

  • Garde-Polkatanz-Gruppe

    Auch beim Gruppentanz ist der Polkarhythmus relevant, er ist neben dem ständigen Hüpfen das kennzeichnende Merkmal des Gruppentanzes.

    Der Marsch darf nicht gewählt werden, weder als Musik noch als Tanzschritt.

    Die Choreografie kann ansonsten frei entwickelt werden.

    Wichtig ist, dass die gewählten Figuren den Fähigkeiten aller Tänzer der Gruppe entsprechen.

Verschiedene Gardetanz-Verbände in Deutschland

Zuerst ist der Bund Deutscher Karneval zu nennen. In diesem Verband sind die meisten Mitglieder des Karnevalstanzes organisiert. Tanzmariechen, Tanzgarde und Tanzpaar können als Disziplinen von Jugendlichen und Junioren gewählt werden. Männlicher und weiblicher Tänzer bilden ein Tanzpaar, das Tanzmariechen muss weiblich sein. Nur die Tanzgarde ist nicht an ein Geschlecht gebunden. Um in der Tanzgarde der Ü15-Gruppe zu tanzen, muss der Anteil der männlichen Tänzer bei maximal einem Drittel liegen, Tanzpaare und Tanzmariechen sind ebenfalls möglich. Maßgeblich für eine gute Bewertung im Bund Deutscher Karneval ist die Vielfalt der Schritte. Die Tänzer sollen darüber hinaus Freude auf der Bühne zeigen und eine variantenreiche Choreografie präsentieren.

Als zweiter Verband ist die Rheinische Karnevals Kooperation zu nennen. Waren es zuvor nur fünf, gab es ab 2019 insgesamt sechs Disziplinen im deutschen Gardetanz. Teilnehmer an Wettbewerben nehmen bei diesem Verband als Kind, Junior oder Senior teil. Die Deutsche Meisterschaft ist die oberste Leistungsklasse der veranstalteten Turniere. Der Verband möchte bei der Bewertung vor allem harmonische Bewegungen sehen, die synchron ablaufen und sich durch ihre Genauigkeit auszeichnen. Die Tänzer sollen laut Vorgaben des Verbandes möglichst vielfältige Schritte präsentieren und ihre Freude am Tanzen deutlich erkennen lassen.

Mit der Internationalen Interessengemeinschaft für Tanzsport und dem Deutschen Verband für Garde- und Schautanzsport ist der Karnevalstanz in zwei weiteren Verbänden in Deutschland organisiert. Ligen sind die Basis für die Bewertung der Leistungsklassen im Deutschen Verband für Garde- und Schautanzsport. Die Leistungsniveaus werden damit leichter zu vergleichen. Der Gardetanz hebt sich in diesem Verband deutlich von den beiden vorgenannten Verbänden ab. Es gibt keine Spagate, das Augenmerk liegt auf geraden, zackigen und exakten Ausführungen, vielen Beinwürfen und variantenreichen Schritten. Die Kombination von Arm- und Beinbewegungen muss so anspruchsvoll wie möglich sein. Räder werden von der Internationalen Interessengemeinschaft für Tanzsport nicht gern gesehen bzw. sind dort untersagt.

Lassen Sie eine Antwort hier