Wolfgang Rumpf heißt der gute Mann, der das Meisterwerk von Umberto Eco erneut auf die Bühne bringt. „Der Name der Rose“ im Kriminaltheater Berlin – als begeisterte Germanistik-Studentin kenne ich natürlich das berühmte literarische Werk, aber auch die dazu gehörige Verfilmung mit Sean Connery.
Besonders kann ich vor allem die Kooperation mit dem Kloster Chorin hervorheben, denn die spannende Kriminalgeschichte wird an ausgewählten Tagen inmitten der mittelalterlichen Kulisse des alten Zisterzienserklosters inszeniert. Zusammen mit meinen Großeltern, die sich sehr für Kriminalgeschichten interessieren, begebe ich mich auf die abenteuerliche Reise. Die Ästhetik des Mittelalters verbindet sich in „Der Name der Rose“ mit dem Realismus der Neuzeit. Bereits das Bühnenbild vermittelt einen wunderbaren Eindruck über die Weitläufigkeit der italienischen Benediktinerabtei, in der sich die rätselhaften Mordfälle ereignet haben sollen.
Die Geschichte dreht sich um den Franziskaner William von Baskerville (Matti Wien), der mit seinem Novizen Adson von Melk in eine Benediktinerabtei reist. In dieser Abtei sind unter geheimnisvollen Umständen bereits fünf Klosterbrüder zu Tode gekommen, sodass der Abt Baskerville, der für seinen Scharfsinn bekannt ist, um Hilfe ersucht. Matti Wien verkörpert Baskerville auf eindrucksvolle Weise, sodass ich das Gefühl bekomme, als stünde ein echter Franziskaner der alten Schule vor mir.
Ein Großteil der Handlung spielt in der mittelalterlichen Bibliothek, die mir als Bücherfreundin sofort das Herz erwärmt. Der Hintergrund zeigt, trotz häufigem Schauplatzwechsel, immer irgendwie ein aufgeklapptes Buch. Viele Zuschauer wissen natürlich nicht, was es damit auf sich hat. Nach und nach finden die Zuschauer zusammen mit Baskerville heraus, dass die Mordfälle mit einem mysteriösen Buch zusammenhängen. Wie lässt es sich sonst erklären, dass die Bibliothek nur vom Bibliothekar Malachias und seinem Gehilfen Berengar betreten werden darf? Wir werden Zeugen von weiteren Mordfällen und sind gespannt, ob Baskerville dem geheimnisvollen Buch auf die Spur kommt.
Der Name der Rose im Kriminaltheater: Der Krimi steckt im (Buch)-Detail
Nach der Pause nehmen wir unsere Plätze wieder ein. Die Handlung verläuft dann stellenweise etwas zäh, dies ist in meinen Augen jedoch der Buchvorlage geschuldet und hat nichts mit der schauspielerischen Leistung zu tun. Jeder Schauspieler spielt seine Rolle äußerst gut und ich kann der Handlung problemlos folgen. Mir gefallen besonders die mittelalterlichen Choräle, die zwischen den Gesprächen immer wieder eingespielt werden und mich in längst vergangene Zeiten versetzen.
Meine Großeltern sind nach der Vorstellung ganz überrascht von deren Ende. „Damit hätte ich nicht gerechnet“, merkt mein Opa Willi an, während sich meine Oma Gertrud bereits das Kloster anschaut. „Es ist wirklich einmalig, solch ein klassisches Stück in so einer Atmosphäre zu erleben“, schwärmt sie. Für mich kommt das Theaterstück zwar nicht an die Romanvorlage ran, ist aber, wenn es „nur“ für sich alleine steht, eine wunderbare Inszenierung mit talentierten Schauspielern.
Die semiotischen Symbole des Buches sind hier nur kurz angerissen, jedoch soll das Werk ja der Unterhaltung dienen und keine sprachwissenschaftliche Abhandlung sein. Ich freue mich, diesen spannenden Theaterabend zusammen mit meinen Großeltern im mittelalterlichen Kloster in Chorin verbracht zu haben. Aber auch inmitten der Hauptstadt wird das Werk „Der Name der Rose“ niemals langweilig. Für Krimiliebhaber und Neugierige ist das Stück ein absolutes Muss, denn an Baskervilles Spürnase führt kein Weg vorbei.
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