In Großstädten wie Berlin scheint die Verführung überall zu lauern: Fremdgehen scheint hier besonders leicht zu fallen. Wie kann sich ein Paar seiner Treue ganz sicher sein?
Untreue zerstört das Vertrauen
Ein Seitensprung führt zu einem drastischen Bruch im bisherigen Liebes- und Vertrauensverhältnis. Schon wenn einige Indizien auftauchen, fühlen sich die Partner bedroht. Sie beginnen mit eigenen Nachforschungen und das Hinterherspionieren beginnt. Das überraschende Abholen von der Arbeit oder der kurze Blick auf das Smartphone sollen Klarheit schaffen und dem anderen keine Möglichkeiten der Ausflucht geben. Ob diese Eifersucht begründet ist oder nicht: Wer das Gefühl hat, dass sein Vertrauen vom Partner ausgenutzt wurde, der möchte sich Gewissheit verschaffen.
Manchmal wird gar eine Detektei damit beauftragt, dem Partner die Untreue nachzuweisen. Bei den Experten können die möglicherweise betrogenen Personen sicher sein, dass auf professionelle Weise ermittelt wird und niemand davon etwas mitbekommt. Trotzdem sollte man sich überlegen, wie man weiter vorgeht, falls es eindeutige Beweise für einen Seitensprung gibt. Wie gut ist die Kontrolle und das hundertprozentige Wissen tatsächlich? Eventuell steigert sich das Misstrauen noch, selbst wenn sich herausstellt, dass man nicht betrogen wird.
Die Sache mit dem unguten Gefühl
Wer untreu ist, der versucht, das zu verbergen. Darum können die Betrogenen oft nur etwas ahnen und haben keinen richtigen Beweis.
Das ungute Gefühl verstärkt sich unter anderem durch die folgenden Auffälligkeiten:
- Der Partner macht auf einmal ständig Überstunden,
- ein neues Hobby reduziert die gemeinsame Zeit,
- die Lust auf Sex lässt nach,
- es kommt zu einer Typveränderung (optisch und stimmungsmäßig),
- beim Telefonieren verhält sich der Partner seltsam.
Hierbei handelt es sich lediglich um Indizien, die nichts bedeuten müssen. Bei Lippenstiftspuren am Hemd des Mannes sollte die Ehefrau jedoch hellhörig werden und nachhaken, wie das passiert ist. Ohnehin ist es in vielen Fällen hilfreich, miteinander zu reden.
Möglicherweise interessiert sich der Partner tatsächlich auf einmal für Tai-Chi oder möchte eine neue Sprache erlernen. Eine Affäre muss jedenfalls nicht unbedingt dahinter stecken.
Kommunikation hilft
Auch wenn es nicht so einfach ist, zum Punkt zu kommen: Man sollte miteinander reden. Es ist nicht nötig, alle Details zu diskutieren, doch bestimmte Wünsche sollten nicht unausgesprochen bleiben. Auch ein Verdacht kann abhängig von der Situation zur Sprache kommen, vor allem, wenn die Zeichen relativ eindeutig sind. Dazu muss man genügend Mut haben, denn eventuell führt ein solches Gespräch dazu, dass bisher unterdrückte Gefühle hochkommen.
Vorwürfe sind in diesem Zusammenhang eher störend. Darum empfehlen die Psychologen, die eigenen Gedanken in Ich-Sätzen zu formulieren. Auf diese Weise lässt sich ein unnötiger Streit vermeiden und man läuft nicht Gefahr, den anderen zu beschimpfen. Eine Überinterpretation der Verhaltensweise des Partners bringt das Paar ebenfalls nicht weiter. Zudem sollten Drohungen vermieden werden. Besser ist es, in einer möglichst ruhigen Stimmung miteinander zu kommunizieren und dem Gegenüber genügend Zeit zum Antworten zu geben.
Ein paar statistische Zahlen
Laut einer Studie vom Göttinger Theratalk-Projekt haben etwa die Hälfte der Betrogenen den Treuebruch bereits geahnt. Bei den Männern sind es 48 %, bei den Frauen 53 %, die schon mit der Untreue gerechnet haben. Wenn das Misstrauen erst erwacht ist, fallen einem die nächsten Indizien schneller auf. So wird der Seitensprung selbst früher entdeckt.
Allerdings versuchen die betrügerischen Partner natürlich, ihre Affäre zu verbergen. Diejenigen, die sich geschickt verhalten, werden schließlich nur zufällig entdeckt. In dem Projekt fand man heraus, dass rund 20 % den fremdgehenden Partner durch reinen Zufall „erwischten“.
Video: 15 in 15: Seitensprung | Galileo | ProSieben
Wie sich das Misstrauen in einer Partnerschaft entwickelt
Veränderte Gewohnheiten und Stimmungen können auf eine Affäre hinweisen, aber auch andere Ursachen haben. In einer guten Beziehung wünscht man sich viel Vertrauen, doch wenn der erste Zweifel Fuß gefasst hat, beginnt das Misstrauen zu wachsen. Zu starke Eifersucht kann die ansonsten liebevolle Beziehung belasten. Wenn man dem anderen blind vertraut, empfindet der das womöglich als Gleichgültigkeit, was ebenfalls kein schönes Gefühl ist. Es gilt also, ein gesundes Mittelmaß zu finden, bei dem sich die Partner zu schätzen wissen und einander immer wieder kleine Liebesbeweise geben.
Ein Verdacht auf Untreue lässt sich aber nicht schnell vertreiben. Möglicherweise hilft in einigen Fällen wirklich nur der Weg zu einer Detektei. So kann man sich selbst nicht blamieren, wenn man beim Hinterherschnüffeln ertappt wird.
Die Folgen eines Seitensprungs
Manchmal fühlen sich die Betrogenen durch den Seitensprung richtig traumatisiert. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Situation extreme Gefühle auslöst. Das bisher so feste Vertrauen ist zerstört und man glaubt, die andere Person überhaupt nicht zu kennen.
Besonders erschreckend ist die Affäre, wenn der Nebenbuhler aus dem Bekannten- oder sogar Verwandtenkreis stammt.
Das war beispielsweise bei einem Fall in den USA so: Hier befürchtete ein Ehemann, von seiner Frau betrogen zu werden. Er ließ sie durch einen Detektiv beschatten, der sie tatsächlich mit einem anderen Mann fotografierte, und zwar mit seinem eigenen Sohn.
Auch ein Seitensprung oder eine längere Affäre mit dem „besten Freund“ löst starke Verwirrungen aus und führt zur Traumatisierung. Hier verliert man nicht nur seinen Partner, sondern auch den Freund. Die Opfer eines solchen Treuebruchs benötigen fachkundige Hilfe, um wieder mehr Vertrauen fassen zu können.
Langzeitfolgen bei Untreue
Wer ohne groß nachzudenken seinen Partner betrügt, der setzt damit viel aufs Spiel. Selbst wenn die Beziehung aufrecht erhalten werden kann, leiden die Betrogenen über lange Zeit. Das äußert sich nicht nur in innerem Stress, sondern auch in körperlichen Zeichen. Der gesamte Organismus reagiert auf die traumatische Belastung, sodass es zu psychosomatischen Beschwerden kommen kann.
Sehr gefährlich sind auch die seelischen Folgen bei den betrogenen Partnern:
- depressive Phasen und Stimmungsschwankungen,
- Lustlosigkeit und Ohnmacht,
- Schlafstörungen und Albträume,
- Konzentrationsprobleme.
Wenn man es noch einmal mit der gemeinsamen Partnerschaft versucht, wirkt sich das verloren gegangene Vertrauen negativ auf die Beziehungsarbeit aus: Während sich die Opfer gedemütigt und traurig fühlen, glauben diejenigen, die einen Seitensprung hatten, ständig überwacht zu werden.
Kann ein Seitensprung vergeben werden?
Es hat schon verschiedene Studien gegeben, in denen Männer und Frauen befragt wurden, ob sie ihrem Partner einen Seitensprung verzeihen würden. Immerhin waren es 69 % bei den Männern und 76 % bei den Frauen, die zumindest versuchen wollten, ihre Partnerschaft durch intensive Gespräche zu retten. Nur 3 % gaben an, den fremdgehenden Partner zu verlassen, ohne ihm noch eine Chance zu geben. Offensichtlich sind doch relativ viele Menschen dazu bereit, um ihre Liebe zu kämpfen.
Das Verzeihen ist jedoch nicht so einfach, wie es klingt. Selbst wenn sich beide Partner viel Mühe geben, ist ein Teil des Vertrauens fort. Dieses lässt sich nur langsam wieder aufbauen. Häufig stellen sich die Betrogenen vor, dass sie wieder hintergangen werden. Sie fühlen sich erschöpft und deprimiert. Gleichzeitig wollen sie den anderen natürlich wieder stärker an sich binden und überspielen deshalb ihre schlechte Laune.
Nach einer Affäre bleiben viele Wunden zurück. Diese machen es schwierig, die gemeinsame Zukunft zu planen und die Vergangenheit zu vergessen. Was zuvor selbstverständlich war, braucht nun wieder einen neuen Anlauf.
SWR Kaffee oder Tee – „Seitensprung – Krise oder Chance“
In einer Therapie Hilfe finden
Das seelische Trauma nach einem Seitensprung lässt sich nicht immer aus eigener Kraft überwinden. Auch wenn einige Ratgeber der Meinung sind, ein Seitensprung könnte die Beziehung auffrischen, sollte man deshalb lieber ehrlich zu seinem Partner sein und ihn nicht betrügen. Wenn die Partnerschaft frischen Wind benötigt oder wenn man die Probleme nach einer Affäre bekämpfen möchte, ist es besser, an einer Therapie teilzunehmen. Das kann eine Einzeltherapie sein oder eine Paartherapie, in der beide Partner ihre Gefühle offenbaren können.
So wie vor dem Seitensprung wird die Beziehung auch mit einer erfolgreichen Therapie nicht wieder werden. Dafür ist der Bruch zu groß. In einigen Fällen lässt sich die schmerzhafte Distanz gar nicht mehr überwinden, in anderen kann es passieren, dass beide Partner stärker aufeinander zugehen. Zum Vergeben gehört eventuell auch die Kraft, eigene Fehler zuzugeben – auch wenn diese nichts mit einem Vertrauensbruch zu tun haben.
Mit der nötigen Rücksichtnahme und Ehrlichkeit kann in wenigen Ausnahmefällen vielleicht sogar die Beziehung gestärkt aus einer solchen Krise herausgehen. Die innige Liebe sollte man durch einen Seitensprung aber auf keinen Fall aufs Spiel setzen.
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