Sie singen, springen, kreischen und fauchen, sind faszinierend, schwungvoll und emotional: Auch nach 36 Jahren hat das Erfolgsmusical von Andrew Lloyd Webber nichts von seinem Glanz und seiner Magie eingebüßt. Zu Gast ist „Cats“ im Admiralspalast Berlin.
Im Musical „Cats“ im Admiralspalast Berlin schnurren die Kätzchen weiter
Meine Freundin Anette und ich konnten uns das bekannte Musical nicht entgehen lassen, als wir hörten, dass es auch im Administralpalast in Berlin Station macht! Wir sitzen in den mittleren Reihen und bestaunen die Londoner Jellicle Katzen auf dem silbernen Schrottplatz. Zum alljährlichen Katzenball sind sie verabredet und verzaubern uns mit Tanz und Gesang.
Bereits die Bühne ist eindrucksvoll aufgebaut und gestaltet. „Sie spiegelt sehr famos die Wegwerfgesellschaft der heutigen Zeit wieder“, bemerkt Anette. Tatsächlich finden sich zahlreiche Gebrauchsgegenstände des Alltags auf dem Schrottplatz: Autowracks, Dosen, Kanister, Fahrräder oder auch Batterien.
„Cats“: Das alljährliche Katzentreffen inmitten des Admiralspalastes von Berlin
Die Bühne ist dunkel. Wir beobachten, wie sich im Mondlicht die charmanten Katzenpersönlichkeiten treffen, um in den Wettbewerb miteinander zu treten. Keine Katze ist wie die andere.
Robbie McMillan gibt den charmanten „Zauberkater“ Mistoffelees, Sophia McAvoy tritt als wunderschöne Katzendame Victoria in Erscheinung und mein persönlicher Favorit ist „das schwarze Schaf“ Macavity, gespielt von Jack-allen Anderson.
Wir verfolgen gespannt die tragische Geschichte rund um die „ausgestoßene“ Katzenlady Grizabella (Joanna Ampil), welche die Jellicle-Gruppe verließ und nun mit zerlumpten Kleidern in ihr altes Leben zurückkehren möchte. Hätten die anderen da mal nicht ein Wörtchen – oder einen Laut – mitzureden! Sie kratzen, fauchen und beißen, möchten sie nicht mehr in ihrer Familie willkommen heißen. Ein wenig Mitleid habe ich mit Grizabella, als sie einsam und alleine im Mondlicht sitzt und an bessere Zeiten denkt…
„Cats“ zeigen atemberaubende Choreografien und auffällige Kostüme
Wir sind verzaubert von der Musik und bestaunen die atemberaubenden Choreografien. Jeder Darsteller für sich hat eine beeindruckende Präsenz inne. Die gesamte Jellicle-Sippe besteht aus einzigartigen, schillernden Persönlichkeiten, jede für sich mit einer individuellen und besonderen Geschichte.
Immer wieder frage ich mich, was Cats eigentlich so erfolgreich macht. Einen roten Faden gibt es nicht, das Orchester spielt mit gerade einmal neun Musikern, und doch hat „Cats“ den Musical-Hype überhaupt ausgelöst. Alles steht und fällt mit den Katzen. Denn, ebenso wie bei den Menschen, ist hier jede Art einer „Katze“ dabei: Catwoman, Garfield, verwöhnte Schoßkatzen und ungezähmte Wildkatzen.
„Man könnte den Eindruck gewinnen, als seien sie echte Katzen, so wie sie sich bewegen, verbiegen und dehnen können“, stellt Anette fest. Dem Eindruck stimme ich zu, gleichzeitig fällt mir der Facettenreichtum der Figuren auf: Alle sind Multikulti und niemanden stört es. Hier sind nicht alle gleich, doch alle respektieren die Eigenheiten der anderen. Eine schöne Vision, die in der realen Welt leider sehr unrealistisch scheint.
Joanna Ampil im Admiralspalast Berlin: Der heimliche Star bei „Cats“
Joanna Ampil ist der heimliche Star des Abends und überzeugt mit ihrer rundum gelungenen Performance. Auch Grizabella ist noch längst nicht abgeschrieben und findet ihr persönliches Happy-End. „Ich hätte den Katzen noch stundenlang beim Tanzen zusehen können“, schwärmt Anette, als wir den Saal verlassen.
Die Kätzchen haben sich längst davongeschlichen, während das Publikum noch geklatscht hat. Doch auf leisen Pfoten sind sie dennoch nicht gegangen.
Bildnachweis: © Alessandro Pinna