Segen und Fluch zugleich sind Berlins Immobilien. Berlin und seine Mieten sind schon seit mehreren Jahren zum Zankapfel für Bürger, Politik und Investoren geworden. Der Marktbericht von Immowelt wurde kürzlich veröffentlicht. Er gießt kein Öl ins Feuer, macht jedoch mit vielen Fakten deutlich, warum das Feuer so hell auflodert.
Was dem Investor lieb ist, das drückt den Berliner Bürger. Die permanent steigende Nachfrage nach Wohnraum in Berlin hat die Mieten in den letzten Jahren explodieren lassen. Seit fünf Jahren und mehr schaffen Investoren Wohnraum, die Berliner kommen bei den steigenden Mieten jedoch kaum mit ihrem Einkommen hinterher. In den hauptstädtischen Immobilien sind die Berlin-Mieten in nur fünf Jahren um satte 51 Prozent gestiegen. Den traurigen Rekord hält Berlin-Kreuzberg. Hier liegt die Teuerungsrate bei den Berlin-Mieten sogar bei 74 Prozent. Wenn derlei Mietsteigerungen durchsetzbar sind, muss man sich nicht wundern, wenn unter den Investoren ein Run ausgelöst wird.
Immobilien Berlin: Mieten in Immowelt-Marktbericht detailliert aufgeschlüsselt
Es ist noch gar nicht so lange her, da Stadtviertel wie Kreuzberg oder Prenzlauer Berg als Szeneviertel mit günstigem Wohnraum galten. Doch dieses Zeitalter ist mittlerweile vorüber. Hier hat allerorten eine Gentrifizierung stattgefunden und die einst angesagten Szeneviertel sind mittlerweile ein Tummelort für Investoren aus aller Herren Länder, die Immobilie um Immobilie erwerben. Aus den Szenehäusern werden dann anspruchsvolle Wohnimmobilien, deren Quadratmeterpreis nicht mehr so ganz zum Lebensstandard der Berliner passt. In dieser Disziplin ist Berlin nämlich weit hinter den Bundesdurchschnitt zurückgefallen.
Immowelt untersucht in seinem Marktbericht alle Berliner Bezirke. Im Blick hat man vor allem die Preise der Mieten für Immobilien in Berlin. Mieten eines jeden Bezirks von Marzahn bis Mitte und von Hellersdorf bis Friedrichshain wurden über den Analysezeitraum von 2012 bis 2017 ermittelt und natürlich auch verglichen. Das Ergebnis liegt vor. Das Ergebnis vorweg: Die Durschnittsmiete von 10,40 Euro pro Quadratmeter stellt den Scheitelpunkt der bisherigen Mietpreissteigerungen dar.
14. April 2018: Demonstration der Berliner die Entwicklung bei Immobilien in Berlin – Mieten werden unzumutbar
Die Demonstration der Berliner am 14. April 2018 stellt ebenfalls einen Scheitelpunkt dar. Es ist jener der Unzufriedenheit der Bürger mit der Wohnungssituation in ihrer Stadt. Es erinnert ein wenig an die Situation Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als sich mehrere Berliner Familien eine Wohnung teilen mussten, um die exorbitanten Mieten stemmen zu können.
Mehr als 10.000 Berliner nahmen am 14. April 2018 an der Demonstration teil. Das YouTube-Video gibt einen kleinen Eindruck von der Unzufriedenheit der Berliner Bürger.
Während man bei gewerkschaftlichen Lohnverhandlungen Lohnerhöhungen im kleinen einstelligen Prozentbereich anpeilt, ermittelte der Marktbricht von Immowelt für den Zeitraum von 2012 bis 2017 einen Anstieg des mittleren Quadratmeterpreises für die Miete einer Wohn-Immobilie in Berlin um 51 Prozent. Das macht deutlich, dass der Unmut der Berliner Bürger durchaus einen Grund hat.
Rekord beim Immobilien-Quadratmeterpreis: Mieten in Berlin liegen über Zehn Euro
Einen Quadratmeterpreis von über zehn Euro hat man in den letzten Jahren mehr aus anderen Ballungszentren der Republik gekannt. Das Rhein-Main-Gebet etwa, mit der Spitze in Frankfurt. Im Jahr 2012 lag der Quadratmeterpreis für Mieten in Wohn-Immobilien im Mittel bei 6,90 Euro. Im Verlauf der letzten fünf Jahre jedoch stieg der Median der Berlin-Mieten kontinuierlich, bis er jetzt die Marke von zehn Euro durchstieß und hinter sich ließ. In den Spitzenmieten freilich liegen die Mieten ind Berlin noch ein gutes Stück darüber. Angezogen haben alle Berliner Stadtteile von Marzahn bis Mitte ohne Ausnahme.
Berlin: Mittelpunkt Europas
Berlin zieht Menschen an. Jedes Jahr kommen 60.000 neue Einwohner hinzu. Das ist die Größenordnung einer Kleinstadt. Damit muss Berlin erst mal fertig werden. Doch wen zieht es nach Berlin?
Es sind viele Deutsche, die in Berlin den Ort ihrer Träume sehen. Berlin ist die Stadt der Startups und Unterehmensgründer. Wer ein Unternehmen gründen will, der muss in die Hauptstadt an der Spree. Wer in einem solchen Startup arbeiten und zum Zeitpunkt des Erfolgs dabei sein will, der muss ebenfalls hin.
Berlin ist aber auch schon immer Tor nach Osteuropa gewesen und ist es immer noch – vielleicht mehr denn je. Wer in Osteuropa über das Auswandern nachdenkt, der hat nicht Deutschland im Sinn, sondern Berlin. Zu groß ist der Glanz, den Berlin nach Osteuropa verströmt.
Eigentlich sind sie chancenlos, aber die Zeitungsanzeigen á la „Wohnung in Berlin gesucht“ gibt es immer noch – zu Tausenden. Es leben bereits 3,7 Millionen Menschen in Berlin. Zehn Prozent davon kamen alleine in den letzten 5-7 Jahren. Jeder Zuzügler verstärkt den Druck auf den Wohnungsmarkt. So schnell können gar keine neuen Immobilien gebaut werden, wie Berlin sie verschlingt. Dies führt klar zu Freude bei den Investoren. Dies führt klar zu Trauer bei den Berlinern. Was muss ein Berliner denken, wenn er die Mieten nicht mehr zahlen kann, und deswegen die Stadt verlassen muss, in der er geboren und aufgewachsen ist?
Fast keine noch so verkommene Immobilie wurde von der Investitionswut der Menschen verschont. Dies hat sehr zum neuen und wohlgefälligen Stadtbild beigetragen. Und eines steht ganz sicher fest: Ohne die Investoren aus Deutschland und aus der gesamten Welt wäre diese Leistung nicht zu stemmen gewesen. Doch für den Berliner bleibt so der schale Geschmack, jetzt dafür die Zeche zahlen zu müssen.
Nicht ganz so stark wie der Mietpreis stellt sich die Kaufkraft in Berlin dar. Die Kaufkraft ist nämlich eher niedrig. Die Jobs in Berlin sind weitgehend eher schlecht bezahlt. So liegt denn auch das Kaufkraft-Niveau in der Hauptstadt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. In Berlin fehlt es an Industrie. Das ist aus der jahrelangen Situation der Isolation zu erklären, hilft in der aktuellen Situation aber auch nicht weiter.
Die Nachfrage nach preiswerten Wohnungen hat über die Jahre zugenommen und zu einem deutlichen Nachfrageüberhang bei diesen Immobilien geführt. So konnte denn eine Steigerung der Berlin-Mieten nicht ausbleiben.
Rekord bei den Mieten in Berlin: Immobilien in Berlin-Kreuzberg
Die Mietpreise für Immobilien in Berlin: Mieten des Jahres 2017.
- Quadratmeterpreis in Reinickendorf:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 9,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Spandau:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 9,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Marzahn:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 9,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Heilersdorf:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 9,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Tempelhof:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 9,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Pankow:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 10,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Hohenschönhausen:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 10,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Weißensee:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 10,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Lichtenberg:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 10,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Köpenick:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 10,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Steglitz:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 10,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Zehlendorf:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 11,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Wedding:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 11,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Neukölln:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 11,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Treptow:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 11,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Schöneberg:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 12,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Wilmersdorf:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 12,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Charlottenburg:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 12,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Tiergarten:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten bis zu 12,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Mitte:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten von über 12,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Kreuzberg:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten von über 12,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Friedrichshain:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten von über 12,00 Euro gezahlt.
- Quadratmeterpreis in Prenzlauer Berg:
Hier werden für Wohnungen/Immobilien Mieten von über 12,00 Euro gezahlt.
Modernisierung von Immobilien in Berlin
Andere Städte in Ostdeutschland – und auch im Westen – werden ein wenig neidisch nach Berlin schielen. Die großen Mengen an Kapital, die nach Berlin flossen, haben nachhaltig zur Weiterentwicklung der Stadt geführt. Während andere Städte wie Leipzig noch viele Immobilien im Bestand haben, denen eine solche Kapitalspritze sehr gut tun könnte, hat sich die Hauptstadt ganz massiv weiterentwickelt.
Die Modernisierung erfasste dabei nicht nur Wohnimmobilien. Auch Gewerbeimmobilien profitierten von den letzten Jahren. Einzig die finanziellen Folgen beklagt der Berliner: Die steigenden Mieten bei renovierten Immobilien und Neubauten.
Besonders deutlich wird die Entwicklung am Beispiel von Berlin-Kreuzberg. Hier erhöhten sich die Quadratmeterpreise von 2012 bis 2017 um stolze 74 Prozent. Hier zieht Kreuzberg an allen anderen Bezirken vorbei. Der Quadratmeterpreis von im Median 12,50 Euro lässt Kreuzberg zum viertteuersten Stadtviertel in Berlin werden.
Die Berlin-Mieten der Immobilien in anderen Stadtteilen entwickelten sich etwas sanfter. Wedding zog um 64 Prozent an und Treptow legte um 63 Prozent zu. Beide Stadtteile galten noch vor fünf Jahren als preiswerte Wohnviertel. Doch darum ist es nun geschehen.
Quadratmeterpreis der Immobilien: Berlin-Mieten in Friedrichshain und Mitte liegen an der Spitze
Die Immobilien im Zentrum von Berlin standen von Angebinn an im Fokus der Investoren. Mitte, Friedrichshain, Kreuzberg und Prenzlauer Berg sind hier zu nennen. Die Berlin-Mieten für Wohnungen in diesen begehrten Bezirken erreichen hier die höchsten Werte: Berlin-Mitte hat einen Quadratmeterpreis von 14,50 Euro mit einer Steigerung von 62 Prozent gegenüber dem Jahr 2012, gemäß dem Marktbericht von Immowelt.
Die Immobilien in Friedrichshain verteuerten sich weniger schnell. Deren Berlin-Mieten liegen derzeit bei einem Median von 12,90 Euro. Der Berliner Stadtteil im Osten liegt damit auf Platz zwei. Direkt nach Friedrichshain folgt Prenzlauer Berg mit einem Quadratmeterpreis von 12,60 Euro – und einer Steigerung der Mieten von 58 Prozent.
Der Marktbericht von Immowelt nennt als einen der Hauptgründe für den Preisanstieg die hohe Attraktivität des Stadtteils. Dies wiederum erwächst aus dem Kultur- und Freizeitangebot und den Einkaufsmöglichkeiten in Prenzlauer Berg.
Letzte günstige Immobilien: Berlin-Mieten in Marzahn und Hellerdorf vergleichsweise niedrig
Das untere Ende der Preisskala führen Marzahn und Hellersdorf an. In den beiden Berliner Stadtvierteln im Osten liegt der Quadratmeterprwis sogar deutlich unter der Zehn-Euro-Marke: bei 8,20 Euro.
Die Mietpreissteigerung in Hellersdorf lag in dem 5-Jahres-Zeitraum bei 49 Prozent. In Marzahn liegt dieser Wert bei 32 Prozent. Allerdings muss der geneigte Mieter für den niedrigeren Mietpreis in anderer Währung nachlegen. In beiden Stadtbezirken dominiert die Plattenbauweise. Dies ist auch der Hauptgrund für die geringere Nachfrage, die den Mietpreis auch ein weniger stark ansteigen ließ.
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