Politik und Theater passen für mich meist nicht so recht zusammen. Mein Kumpel Basti musste daher einige Überzeugungskraft aufwenden, um mich in das neue Stück von Mayenberg zu lotsen: „Peng“ auf der Schaubühne Berlin.
„Peng“ auf der Schaubühne Berlin: Politik & Theater ein Widerspruch?
Ich war zu Beginn nicht ganz so überzeugt davon, dass Politik und Theater wirklich zusammen passen können. In meiner Vorstellung wird Politik in den Theaterstücken entweder zu plakativ zu Grabe getragen oder sie wird von einer Menge Grotesken begleitet und wirkt dadurch nicht mehr glaubwürdig. Manches Mal kommt sie auch viel zu subtil daher.
Die Geschichte von „Peng“ hat mich jedoch beim ersten Hören amüsiert: Ein diktatorisches Riesenbaby tyrannisiert seine Eltern und schnappt sich schließlich ein Maschinengewehr, um die Herrschaft der Familie an sich zu reißen. „Warum nur erinnert mich das an „Pinky und der Brain?“, frage ich Basti, der daraufhin anfängt zu lachen. Na ein Glück, dass das Stück noch nicht begonnen hat!
Kleinbürgerliche Familie inmitten des Prenzlauer-Bergs: „Peng“ auf der Schaubühne Berlin
Als es losgeht, fangen zumindest auch andere aus dem Publikum an zu lachen. Das „Riesenbaby“ trägt nämlich Feinrippleggings und einen schmuddeligen Pullover. Noch dazu fängt es an, die Mutter zu begrapschen und dem Vater die Nase blutig zu beißen. Nach Komödie ist mir da eher nicht zumute, denn ich überlege die ganze Zeit, wie ich wohl mit solch einem „Kind“ umgehen würde.
Ralf Peng (Sebastian Schwarz) nennt sich dieses Kind und Marie Burchard sowie Robert Beyer verkörpern dessen Eltern. Für Peng hat alles seine Zeit, wenn er mit den Fingern schnippt, dann beginnt die Uhr zu ticken. Ein Schelm, der Böses denkt. Natürlich steht die Familiengeschichte ganz im Zeichen der heutigen politischen Strukturen. Doch damit nicht genug:
Nicht nur „Peng“ stört die vermeintliche heile Welt der Familie – die zahlreichen Frauen tun es auch, denn die Mutter Pengs betreibt eine Art ehrenamtliches Frauenhaus für misshandelte Frauen. Stellvertretend werden diese Frauen von Uschi Schmitz als Nachbarin verkörpert (Eva Meckbach). Ich frage mich, warum es dieses Frauenhaus gibt – und bekomme schnell die Antwort, denn die Familie wirkt bei einer Realityshow mit. Scheint ja doch noch amüsant auf der moosgrünen Bühne zuzugehen! Aber wo bleibt eigentlich das versprochene Maschinengewehr?
Schuss zum Schluss: Reality-TV und Maschinengewehr bei „Peng“ in der Schaubühne Berlin
Zum Schluss warten wir gespannt auf das „Peng“ und die „Machtergreifung“ in der Familie. Und diese fällt am Ende nicht ganz so treffsicher aus, wie ich es erwartet hätte.
Insgesamt empfinde ich die letzten Minuten als äußerst ärgerlich und beschwere mich bei Basti über „den völlig ideenlosen Schluss mit zu viel plakativer Medienkritik“. “Zudem trat die Handlung nach einiger Zeit auf der Stelle, der Plot hat einiges an Tempo verloren“, ergänze ich. „Gameshow und Realitysoap – das war am Schluss ein wenig zu viel des Guten“ stimmt auch Basti mir zu.
Weiterhin sind wir uns einig, dass wir wohl lieber nicht daran denken wollen, wie Trump in diesem Kostüm wohl aussehen möge. Doch vielleicht ist gerade das auch das Anliegen von von Mayenburg gewesen.
Bildnachweis: © Arno Declair