Aufguss: eine spritzige Wellnesskomödie im Theater am Kurfürstendamm

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Da ich meinen Freund doch mal ein Stück Kultur schmackhaft machen möchte, haben wir uns kurzerhand entschlossen, das Werk „Aufguss“ im Theater am Kursürtsendamm anzuschauen. Von der Handlung ist mir vorher bekannt, dass sich das Stück um den Waschmittelhersteller Dieter drehen soll. Dieter ist ein Geschäftsmann durch und durch, ein Playboy mittleren Alters, der das Leben nicht zu ernst nimmt. Davon gibt es ja so einige….

Die Zukunftsfragen seiner Lebensgefährtin Mary behagen ihm nicht; auch und gerade ihr Kinderwunsch ist ihm ein Dorn im Auge. Dieter hat bereits eine Geliebte und möchte die Trennung angenehmer gestalten, indem er den Plan fasst, Mary während eines Wellness-Besuches in einem 5-Sterne-Hotel in Klostermühle einen Samenspender vorzustellen. Diese Beschreibung hat uns dazu veranlasst, uns die Aufführung anzusehen, denn mein Freund mag witzige Handlungen, die aber zugleich auch tiefgründig sind.

Der Aufguss: eine pointierte Komödie mit Tief-Sinn unter der Gürtellinie

Bereits bei Aufführungsbeginn merken wir, wieviel Liebe zum Detail in den Kostümen und Dialogen stecken. Die Darsteller gehen mit einer Selbstverständlichkeit mit Bademänteln auf die Bühne, aber sie wirken dabei keineswegs komisch! Hugo Egon Balder verkörpert die Rolle des in die Jahre gekommenen Industriellen Dieter und steht zwischen zwei Frauen. Faszinierend beobachte ich, wie er Mary, gespielt von Madeleine Niesche, den potentiellen Samenspender Alain (Max Claus) vorstellen möchte- den sie als „Zuchtbullen“ bezeichnet – und aufgrund von irrsinnigen Zufällen und unerwarteten Begegnungen von Aufguss zu Aufguss in größere Verstrickungen und Missverständnisse gerät.

Ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble: v.l.n.r.: Hugo Egon Balder, Jeanette Biedermann, René Heinersdorff. (#1)

Ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble: v.l.n.r.: Hugo Egon Balder, Jeanette Biedermann, René Heinersdorff. (#1)

Als er und seine Geliebte aufeinandertreffen – oh, Jeanette Biedermann ist ja auch mit von der Partie – können wir uns vor Lachen kaum halten, denn Jeanette alias Emilie zieht sich erstmal die Kapuze über den Kopf und möchte vor ihrem Geliebten flüchten, damit er sie nicht erkennt! Tja, das hat dann nicht so ganz funktioniert.. auch mein Freund findet es unglaublich amüsant, dass die Komödie von Missverständnissen lebt und wir uns in manchen Situationen selbst wiedererkennen.

Aber mal ehrlich, in diesem Stück redet jeder an jedem vorbei. Während die einen von Samenspenden reden, sprechen die anderen von Geldspenden! Zum Beispiel der Chef einer Kinderklinik, Lothar, der vom Regisseur selbst gespielt wird, und eben seine besagte Assistentin. Sie wird sowieso ständig missverstanden – fragt einen Wellness-Besucher, was er spenden möchte, der daraufhin erwidert: „Na soviel, wie es eben braucht.“ Ich bin hin und weg von den witzigen Dialogen. Es ist so erstaunlich, dass sich alles auf wegen eines Wortspiels entstandenes Missverständnis zurückführen lässt!

Ein perfekt aufeinander abgestimmtes Ensemble

Nach der Vorstellung sprechen wir noch einmal über die Aufführung: Für mich war es ein gelungenes Theaterstück, auch mein Freund Lars empfand, dass das Ensemble perfekt aufeinander abgestimmt ist- kein Wunder, wenn ich bedenke, dass die Crew laut eigenen Aussagen auch privat hervorragend miteinander auskommt. Die Lachfalten halten sich auch nach dem Theaterabend hartnäckig im Bauch. Es wird natürlich nicht verraten, wie das Missverständnis dann aufgeklärt wird und von wem. Interessierte können sich das Stück selbstverständlich noch anschauen und die witzigen Dialoge, das schöne Wortspiel sowie die tiefgründigen Botschaften selbst entdecken.


Bildnachweis: © Theater am Kurfürstendamm – Titelbild Robert Jentzsch, #1 Theater an der Kö

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